Schwarzstorch versus Umgehungsstraße

Wie eine seltene Vogelart einem Bauprojekt zum Opfer fiel

Schwarzstorch - Quelle: pixabay - 5598375
Schwarzstorch - Quelle: pixabay - 5598375

 

Fachleute sind sich einig: Der Schwarzstorch hat den Spreewald verlassen. Schon seit zwei Jahren wurde hier kein einziges Brutpaar der seltenen und laut Roter Liste vom Aussterben bedrohten Vogelart mehr gesichtet. Dabei fühlten sich die Störche lange Zeit wohl im Spreewald. Eine gute Nahrungsversorgung und ruhig gelegene Bruthorste sind für den Schwarzstorch unabdingbar und beides fand er hier.

 

 

Doch die für den Vogel paradiesische Lage änderte sich in den letzten Jahren drastisch. Auf der Suche nach Fischen für ihre Küken mussten Schwarzstorch-Brutpaare früher nicht lange suchen. Die Hartmannsdorfer Teiche boten reichlich davon und wurden somit zur Hauptnahrungsquelle. Doch zwischen 2011 und 2014 blieb den Störchen nichts anders übrig als zuzusehen, wie die Teiche austrockneten. Verantwortlich dafür ist ausgerechnet das Landesamt für Umwelt (LfU), welches sich eigentlich Natur- und Artenschutz auf die Fahne geschrieben hat. Doch trotz dieses Leitgedankens entschied sich das LfU gegen die Weiternutzung der Teiche. Man könnte nun finanzielle Gründe hinter dieser Entscheidung vermuten. Doch Geldsorgen dürfte die Aufrechterhaltung der Teiche wohl kaum bereitet haben. Denn etwa zeitgleich mit dieser schwerwiegenden Entscheidung entstand ein weiteres Problem für die Schwarzstörche: Der an die Teiche angrenzende Waldwindpark Biebersdorf versperrte ihnen den Weg zu anderen Nahrungsquellen. Als Ausgleich für diese Einschränkung im Leben der Störche bot der Betreiber des Waldwindparks dem LfU deshalb Ausgleichszahlungen in Höhe von 620 000 Euro, welche für den Erhalt der Teichgruppe genutzt werden sollten. Für die nächsten 25 Jahre wäre mit dieser Summe die Bewirtschaftung der Teiche und damit die Aufrechterhaltung der wichtigsten Nahrungsquelle der Schwarzstörche gesichert gewesen. Doch das Landesamt für Umwelt lehnte die Zahlungen ab. Dabei hatte es nur ein Jahr zuvor selbst ein Maßnahmenkonzept zugunsten der Storchpopulation vorgelegt, welches der Betreiber des Windparks durchführen sollte.

 

 

Ein besonderer Knackpunkt bei der Entscheidung des Amtes liegt in der Tatsache, dass die Hartmannsdorfer Teiche in einem Gebiet liegen, welches größtenteils unter Naturschutz steht. Laut EU-Recht ist das Land Brandenburg daher eigentlich in der Pflicht, für die Erhaltung des Gebiets zu sorgen. Tut es das nicht und verschwindet sogar eine Art, könnte der Fall auch rechtlich relevant werden und vor dem Europäischen Gerichtshof landen. Doch das LfU steht weiterhin hinter seiner Entscheidung. Dabei sollte es doch so gar nicht im Sinne des Amtes sein, dass die Hartmannsdorfer Teichgruppe 2018 von der Bundesrepublik Deutschland aufgekauft wurde und laut Bauplänen genau hier die neue Trasse der geplanten Umgehungsstraße Lübben B87 entlangführen soll. Wären die Schwarzstörche noch hier, könnten sie diesen Plänen im Wege stehen. Doch aufgrund ihres Verschwindens sind die seltenen Vögel bei einer Umweltprüfung für das Bauprojekt nicht mehr zu berücksichtigen. Daher titelte die Lausitzer Rundschau zurecht mit der Frage "Wurden Schwarzstörche der Lübbener Umgehungsstraße geopfert?".

 

 

Auf Forderungen nach der Wiederherstellung der Teiche und eines Managementplans für das betroffene Vogelschutzgebiet hat das Landesamt für Umwelt bereits mit der Zusage einer Debatte über Lösungsvorschläge reagiert. Und tatsächlich besteht mit dem neuen Umweltminister und Grünenpolitiker Axel Vogel Hoffnung auf eine Rettung des Gebiets und der Schwarzstörche. Doch ob sich hier tatsächlich etwas tut und statt einer Umgehungsstraße wieder Störche in den Spreewald ziehen, bleibt abzuwarten.

 

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Pressemitteilung des BUND und NABU Spreewald zum Schwarzstorch
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Ausführliche Hintergründe zum Verschwinden des Schwarzstorches
Recherchepapier Schwarzstorch der OG Lüb
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