Die Braunkehlchen vom Kockrowsberg

Braunkehlchen auf gestecktem Weidenpfahl © S. Fuchs
Braunkehlchen auf gestecktem Weidenpfahl © S. Fuchs

Kaum eine andere Wiesenvogelart steht momentan so im Fokus wie das Braunkehlchen.
Das liegt leider nicht daran, dass man diese Art überall sieht oder hört, sondern das Gegenteil ist der Fall, denn die Bestände dieser hübschen Art sind in Deutschland um 50-90% zurückgegangen, stellenweise ist diese Art in vielen ehemaligen Brutgebieten komplett verschwunden als Brutvogel.

Diese Art ist in allen Roten Listen Europas enthalten, mit Ausnahme von Polen & Ungarn. Die größten Bestände hat diese hübsche Art in Skandinavien & Russland.

 

 

Wiesenschafstelzen nutzen die Ansitzwarten ebenfalls gerne © S. Fuchs
Wiesenschafstelzen nutzen die Ansitzwarten ebenfalls gerne © S. Fuchs

Der Rückgang der einstmals so häufigen Art ist ganz klar auf den Lebensraumverlust zurückzuführen.
Blütenreiche Wiesen in offener Landschaft, gerne durchsetzt mit Fließgewässern wie kleinen Bächen & einer Hochstaudenflur mit vorjährigen verholzten Stengeln, welche als Ansitzwarte für Jagd oder Gesang dienen, sind essentieller Bestandteil der Reviere, die im Mittel Größen von knapp 1-10ha aufweisen, auf stark genutzten Grünlandflächen erreichen die Reviergrößen durchaus auch 50 ha & mehr.


Genau solche Flächen sucht man in der Landschaft aber mittlerweile fast vergebens & so bleibt dem Wiesenclown, wie die Art einstmals genannt wurde, das gleiche Schicksal wie dem Wachtelkönig oder dem Wiesenpieper, nämlich der Versuch einer erfolgreichen Brut in den letzten winzigen nutzbaren Biotopen, die diesen Arten noch bleiben.

 

 

Vorbereitung der Weidenpfähle & gleichzeitige Pflege der mittlerweile ziemlich stattlichen Kopfweiden © S. Fuchs
Vorbereitung der Weidenpfähle & gleichzeitige Pflege der mittlerweile ziemlich stattlichen Kopfweiden © S. Fuchs

Die NABU-Flächen im Polder Kockrowsberg zeichnen sich durch eine noch vergleichsweise extensive Bewirtschaftungsform aus, denn eine Nutzung des Grünlandes durch Mahd kann nur geschehen, wenn die Witterung dies auch zulässt, denn die gesamte Fläche obliegt einem Stauhaltungsregime, dass defensiv geführt wird, also nicht ganzjährig & permanent versucht wird, die Flächen für die agrarliche Dauernutzung trocken zu legen. So kommt es nach Niederschlägen häufig zu einem erhöhten Feuchtegrad der anmoorigen Böden dort & damit ergibt dies auch Zeit für die Braunkehlchen, Wiesenschafstelzen, Feldlerchen, Grauammern & auch Bekassinen, zur Brut zu schreiten & diese potentiell auch erfolgreich zu beenden.

Deutlich sieht man die in der Fläche verteilten Ansitz- & Singwarten. Im Vordergrund wird gerade ein neuer Pfahl gesetzt. © S. Fuchs
Deutlich sieht man die in der Fläche verteilten Ansitz- & Singwarten. Im Vordergrund wird gerade ein neuer Pfahl gesetzt. © S. Fuchs

Wie schon genannt, benötigt das Braunkehlchenmännchen Ansitzwarten, um von dieser exponierten Position Jagd auf Schmetterlinge & deren verschiedene Stadien (Hauptnahrungsanteil) zu machen, aber auch um dort den Reviergesang vorzutragen. Ohne erhöhte Singwarte kein Braunkehlchen !

 

Und hier hat die NABU Ortsgruppe Lübben mit ganz einfachen Mitteln dafür gesorgt, dass sich in diesem Jahr auf einer Gesamtfläche von ca. 4,5ha zeitweilig 2, am Ende noch 1 Revieranzeigendes Männchen einstellte. Weiterhin nutzte auch ein Wiesenschafstelzenmännchen die im zeitigen April gesteckten Weidenpfählchen als Gesangsplatz über längere Zeit. 

Weitläufigkeit kennzeichnet die NABU-Flächen auf wechselfeuchtem Grund. In den Kreisen sind die Freiwilligen bei der Umsetzung der Maßnahme zu sehen. © S. Fuchs
Weitläufigkeit kennzeichnet die NABU-Flächen auf wechselfeuchtem Grund. In den Kreisen sind die Freiwilligen bei der Umsetzung der Maßnahme zu sehen. © S. Fuchs

Da ohnehin die vielen Kopfweiden am Saum dieser Fläche im Winter gescheitelt wurden, nutzten wir viele der mittelstarken Triebe als Wartenpfähle & verteilten knapp 40 Stück unspezifisch auf der Fläche. Vom 1. bis mindestens dem 22. Mai konnten beide Arten regelmäßig auf den Weidenästen bei der Jagd & beim Gesang beobachtet werden.  

 

Auf zwei weiteren präparierten Flächen im gleichen Einzugsgebiet mit jeweils 2ha Größe, konnten leider keine Erfolge nachgewiesen werden, was letztlich aufzeigt, dass die Art ebend doch schon so selten ist, dass nicht jede Maßnahme umgehend von Erfolg gekrönt ist.

Im Winter & Frührjahr sind die Flächen durchaus flach überschwemmt & bieten damit Zugvögeln wie der Bekassine, der Zwergschnepfe, Kranichen & Kiebitzen auch potentielle Rastmöglichkeiten. © S. Fuchs
Im Winter & Frührjahr sind die Flächen durchaus flach überschwemmt & bieten damit Zugvögeln wie der Bekassine, der Zwergschnepfe, Kranichen & Kiebitzen auch potentielle Rastmöglichkeiten. © S. Fuchs

iNichts destotrotz lassen wir uns nicht davon abbringen, auch weiterhin mit dieser vollkommen simplen Methode der Art unter die Schwingen zu greifen & hoffen auf eine baldige Trendumkehr in der Landwirtschaftsnutzung.

 

Autor: Sebastian Fuchs