Von Gabriel Pelz & Benjamin Pelz
Über die Besiedlungshistorie der Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus) berichtete SCHMIDT (2011). Weitere Ergänzungen der in diesem Beitrag genannten Nachweise erfolgten aus dem gleichen Betrachtungsraum durch PELZ (2012), was die Etablierung der Art in Brandenburg bestätigte.
Nachweise über Funde in Fledermauskästen oder durch Funde von mumifizierten Tieren in Gebäuden bzw. durch Netzfänge sind selten. Über Funde von verletzten Tieren, Gebäudeeinflüge & Totfunde unter Windenergieanlagen (WEA) ist die kontinuierliche Bestandszunahme dieser hochfliegenden mittelgroßen Fledermausart besser festzustellen.
Es muss darauf hingewiesen werden, dass seit 2018 auf behördliche Auflagen zur systema- tischen Schlagopfersuche unter Windenergie-anlagen verzichtet wurde, was eine Erklärung für das Ausbleiben von Nachweisen sein kann.
Interessant ist das vermehrte Auftreten der Art in Winterquartieren, die ein verhältnismäßig trockenes Raumklima besitzen.
Nach TEUBNER (mündlich) wurden 2022 allein in Rüdersdorf 7 Exemplare bei Winterquartier-kontrollen von ITTERMANN gezählt. In ehemals militärisch genutzten Anlagen verzeichnete ich in Brand (Landkreis Dahme-Spreewald) einen sprunghaften Anstieg von überwinternden Tieren im Jahr 2022.
Die Tiere überwintern in Betonfugen zwischen verschraubten Fertigteil-Bauelementen der Schelter. In der Regel sind diese Fugen durch ein Bitumengewebeband überklebt & geweißt. Aufgrund der Alterung haben sich Teilbereiche dieses Bitumengewebebandes gelöst, so dass Spalten von ca. 1-2 cm entstanden, durch die sich die Fledermäuse zwängen, um in den Bereich der Betonfugen zu gelangen.
Diese Quartierbereiche werden von Zwergfledermäusen Mückenfledermäusen, Mopsfledermäusen, Breitflügelfledermäusen gemeinsam mit den Zweifarbfledermäusen zur Überwinterung genutzt.
Inwiefern dies auch durch die seit diesem Winter angetroffenen Abendsegler erfolgt, ist noch nicht bekannt. Die Spaltenquartiere werden zu Beginn der Winterschlafperiode zuerst von den Zweifarbfledermäusen besetzt. Erst wenn die Temperaturen an mehreren Nächten unter 0°C fallen, gesellen sich die Pipistreloiden (1) dazu, so dass zwischen den vielen Pipistreloiden in diesen Fugen die meist subadulten Zweifarbfledermäuse einzeln oder paarweise hängen.
Die besetzten Spalten zu finden ist dort möglich, wo infolge einer kurzzeitigen Sommernutzung von Pipistreloiden Kotkrümel oder Urintropfen vorhanden sind. Hat man das Glück die Sozialrufe von weniger tiefschlafenden Tieren zu hören, kann über das Ver hören der Hangplatz eingegrenzt werden. Nur dort wo sich das Bitumengewebeband weit genug auseinander drücken lässt, können auch Fledermäuse gesichtet werden. Eine Bestandszahl kann oft nur geschätzt werden. Um möglichst genau zu schätzen, wurden alle Tiere aus bestimmten besetzten Spalten entnommen & gezählt.
Da die Fugen in den Scheltern meist baugleich sind, kann über die Länge aller vollbesetzten Spalten die Individuenzahl ermittelt werden, ohne dass sämtliche Tiere entnommen werden müssen. Grundsätzlich ist es nicht erforderlich, dass die Zweifarbfledermäuse einen freien Einflug in großer Höhe vorfinden müssen, um sich für ein Winterquartier zu entscheiden. Denn es gibt auch Baulichkeiten deren Eingänge durch Kieferstangenholz verstellt sind.
Auf dem gesamten Gelände des ehemaligen Flugplatzes Brand verteilen sich die Nachweise überwinternder Fledermäuse in den noch verfügbaren Objekten, wobei eine schleichende Ausdünnung brauchbarer Quartiere immer weiter zu verzeichnen ist (Abriss & Ausbau als Lagerraum).
Ein ernsthaftes Bemühen um die langfristige Sicherung der Objekte ist weder von privaten noch von behördlichen Verantwortungsträgern zu verzeichnen.
(1) Zu dieser Artengruppe zählen in Brandenburg bisher die Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus), Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) & Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus).
Tab. 1-7 Übersicht zur Bestandssituation der Zweifarbfledermaus.
Literatur
BROCKMANN, D. & U. ZÖPHEL (2008): Arbeitsbericht der Markierungszentrale 2004-2007 und Zusammenstellung 2000 bis 2020.
DÜRR, T. (2022): Schlagopferstatistik der staatlichen Vogelschutzwarte in Bukow. (Die aufgeführten Tiere die unter Windenergieanlagen gefunden wurden, sind durch die Autoren mit Angaben aus der Schlagopferstatistik ergänzt.)
GRIMMBERGER, E. (2017): Die Säugetiere Mitteleuropas bestimmen und beobachten. – Wiebelsheim. ITTERMAMM, L. (2011): Zur Nachweissituation der Zweifarbfledermaus Vespertilio murinus in
Ost-Brandenburg. – Mitt. Landesfachausschuss Säugetierkunde Brandenburg-Berlin, 19. Jhg., H. 1, 11-13
PELZ, G. (2011): Neue Zweifarbfledermausnachweise im Landkreis Dahme-Spreewald. – Mitt. Landesfach-ausschuss Säugetierkunde Brandenburg-Berlin, 19. Jhg., H. 1, 13.
PELZ, G. (2012): Weitere Nachweise der Zweifarbfledermaus in Ost-Brandenburg. – Mitt. Landesfach-ausschuss Säugetierkunde Brandenburg-Berlin, 20. Jhg., H. 1, 2.
SCHMIDT, A. (2011): Fund einer Zweifarbfledermaus Vespertilio murinus in Beeskow und Bemerkungen zur Besiedlungsgeschichte des Landes. – Mitt. Landesfachausschuss Säugetierkunde Brandenburg-Berlin, 19. Jhg., H. 1, 14-19.
GABRIEL PELZ
BENJAMIN PELZ
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