Kahnfahrt im Unterspreewald

Am Abend trafen wir uns im schönen Unterspreewald in gemütlicher kleiner Runde. Der harte Kern ließ sich vom widrigen Wetter im Tagesverlauf & unsachgemäßen Wettervorhersagen in diversen Wetter-Apps für den Abend nicht abschrecken & fand sich bei Frank am Weidendom ein & die schöne individuelle Tour begann.

 

Die bereitgestellten Schmalzbrote, echte selbstgemachte Spreewaldgurken von Frank, sowie ein Erdbeerkuchen von Beate & belegte Brote von Michaela & Ricardo verschönerten die besondere Fahrt, denn trotz der aufkommenden Kühle am Abend war eines auffallend schön...die Ruhe & Stille.

 

Wir trafen lediglich 1 weiteres Paddelboot & 1 Kahn, der Wind war eingeschlafen & am Ende zeigte sich gar noch der blaue Himmel.

Natürlich gings bei uns auch um die begleitende Natur & da kam uns ebenfalls die abendliche Ruhe auf & neben den Fließen zu Gute.

Am schönen Wussegk mit unserem NABU-Aussichtsturm sangen Kuckuck, Gelbspötter, Drossel-, Schilf- & Teichrohrsänger. Pirole, Neuntöter, Mönchsgrasmücken begleiteten unsere Tour an verschiedenen Stellen.

 

Der Rohrschwirl auf dem obigen Foto war einigen Teilnehmern der Fahrt noch nicht bekannt & wird von vielen öfter einmal mit einer Grille verwechselt, denn dessen Gesang ähnelt dem des Rohrschwirls schon sehr.

 

Abermals wurde von den Teilnehmern die Idee den Wussegk mit Wasserbüffeln zu bewirtschaften & diese Tiere dann in Augenhöhe mit dem Kahn oder vom Turm aus beobachten zu können, als tolle Projektidee bezeichnet. Wir werden solche Überlegungen in Zukunft immer wieder in Gesprächsrunden mit einbringen, denn nicht nur touristisch wäre das ein Gewinn, sondern auch ökologisch würden die Flächen eine Aufwertung erfahren, was viele andere Wasserbüffel-Projekte in anderen Gebieten ja auch aufzeigen.

An den Ufern kann man eine botanische Besonderheit bewundern & aktuell die letzten blühenden Sommer-Knotenblumen bestaunen.

 

Diese besondere Pflanze bildet im Einzugsbiet teils dichtere Beständen entlang der dauerfeuchten, nicht zu schattigen Uferpartien. Die Art hat ihr einziges Vorkommensgebiet in Brandenburg im Spreewald. Lediglich ein kleines Vorkommen im westlichen Baruther Urstromtal grenzt sich vom Hauptvorkommen hier ab.

 

Die hübsche & große Art gilt als eingebürgert, also durch den Menschen absichtlich oder unabsichtlich an den Standorten angesiedelt. Dies liegt aber bei der Sommer-Knotenblume mindestens 70 Jahre zurück, denn ältere versierte Forscher & Biologen wie Piesker, Bialucha & Krausch fanden diese Art schon in damaligen Zeiten.

 

Augenscheinlich schmeckt die Knotenblume den zahlreichen Großnagern wie Nutria & Biber nicht, denn wir konnten keine abgefressenen Pflanzen dieser Art entdecken. Viele Amaryllisgewächse wie Osterglocken, Schneeglöckchen, Hyazinthen werden auch von anderen Nagern wie Wühlmäusen gemieden. Grund könnten die enthalten Alkaloide sein, die zu den Giftstoffen gehören.

Mit fortschreitender Stunde, nahmen unsere Beobachtungen von Bibern zu. Gerade im Zerniasfließ konnten wir mehrere dieser Tiere beobachten. Auffällig während unserer gesamten Tour waren weniger die befressenen oder gefällten  Bäume, als die deutlichen Fraßspuren an den Saumbegleitenden Staudenpflanzen. Hier mögen die Beeinträchtigungen durch eine andere Großnagerart, nämlich dem Nutria, deutlich nachteiliger sein, als den so häufig negativ verurteilten Bibern.

 

Nutria haben wir ebenfalls entlang aller Wasserwege beobachten können & zahlreich auch mit Jungtieren.

Die Schäden dieser Tierart an der Wasservegetation sind selbst Laien sofort aufgefallen. Überall verbissenen Röhrichttriebe, keine Seerosen mehr, kein Pfeilkraut, kein Froschlöffel. Und dafür viele Untergrabungen & Höhlungen in den Uferböschungen.

 

Hier wünscht sich der NABU Spreewald eine deutlich differenzierte Bewertung von Deich- & Böschungsschäden & der ökologischen Bedeutsamkeit in einem Auwaldsystem der beiden Arten. Denn auf eine von beiden Genannten kann definitiv verzichtet werden & sollte eine Intensivierung der Jagd erfolgen, während beim Biber  mit viel größerer Nachsicht gehandelt werden sollte.

 

Die mehreren toten, im Wasser befindlichen Biber auf einer vergangenen Kahnfahrt des NABU Spreewald zeugten von illegaler & unethischer Bejagung der Art im Oberspreewald & sind keineswegs zu begrüßen! 

Eine schöne Spreewaldlandschaft zeigt sich im Unterspreewald östlich des Buchenhaines. Offene & halboffene Bereiche wechseln sich mit dichteren urtümlichen Wald- & gepflanzten Forstzonen ab.

In diesem Wechsel ergibt sich ein Mosaik das vielen Arten noch Lebensraum bieten kann.

 

Feldschwirl, Sumpfrohrsänger, Gartengrasmücke, Fitis, Blaukehlchen u.a. Arten kann man bei günstigen Bedingungen hier hören & manchmal auch sehen. Wir begnügten uns mit der Beobachtung von Pflanzen, Bibern & der wunderbaren Ruhe & Stille an diesem Abend. Das Krokodil, welches die beiden Kinder an Board sehen wollten, zeigte sich an diesem Tag leider auch nicht :-)

An vielen Stellen sieht man Fraßplätze von Bibern. Diese Art kann, wenn man sie denn lässt, ganze Landschaften mit Hilfe des Wassers verändern & aufwerten.

Ließe man diese Tiere an verschiedenen Orten viel mehr gewähren hätten wir gestern nicht auch den eklatanten Mangel an Wasser feststellen müssen, der nicht nur die Uferböschungen an vielen Stellen deutlich in Erscheinung treten ließ, sondern auch die Fließgeschwindigkeit selbst der größeren Fließe mittlerweile fast zum Erliegen gebracht hat. Die Konsequenz daraus resultiert in vermindertem Sauerstoffdargebot des Wassers, vermehrter Sedimentablagerung & einer Melioration des umliegenden Geländes. Alles Folgen, die für unseren schönen Spreewald, seine Gewässer, Wiesen & Wälder auf keinen Fall zuträglich sind. 

 

Biber können Wasserflächen anstauen & damit auch in trockenen Zeiten für nahezu gleichbleibende Pegelstände sorgen, denn nur dieser gewährleistet den Tieren ständigen Zugang zu ihren Burgen, deren Eingang immer unter der Wasseroberfläche liegt.

Solche Bedingungen wünscht man sich aktuell an vielen Standorten im Spreewald.

Der letzte Absatz beginnt mit dem Startfoto des Artikels. Ein Neuntöter-Männchen, welches in seinem kleinen Revier, häufig gekennzeichnet durch einen solitären Busch, sitzt & ständig sein Weibchen im Blick behält....oder nach Insekten, Mäusen & kleinen Reptilien als Jagdbeute  Ausschau hält.

 

Die Heckensäume, welche das Gebiet nördlich von Schlepzig entlang des Zerniasfließes & der Hauptspree begleiten bieten dieser Art idealen Lebensraum. Zum einen gibt es hier in Wassernähe reichhaltige Insekten zum Jagen, aber auch dichte Büsche & Hecken, in welchen diese hübsche Offen- & Halboffenlandart brütet. 

 

Neuntöter sind Sommervögel & kommen stets erst ziemlich spät zu uns zurück aus den fernen Winterquartieren. Wer ein Fernglas dabei hat, oder ein gutes Gehör kann die Art auf einer Kahnfahrt mit Frank ganz sicher sehen, oder aber den quäkigen & ulkigen Gesang der Männchen vernehmen.

 

Ein letzter Satz:

 Ihr seid stets zu Hilfe wenn ich Eure Hilfe bei den vielen Arbeitseinsätzen & sonstigen Initiativen zum Schutz von Flora, Fauna & Landschaft brauche. Dafür bin ich Euch wirklich sehr sehr dankbar.

Es gibt nicht viele Möglichkeiten, dass der NABU Spreewald sich dafür bei Euch revanchieren kann. Ihr opfert Eure Freizeit, investiert Spritgeld & durchaus weitere Anfahrtwege, um zu helfen.

Das ist nicht nur schön, sondern sogar ehrenwert. DANKE

 

Alle Fotos ©Sebastian Fuchs

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