Die Schleiereulen sind fertig

4 Monate hat es gedauert, bis das Schleiereulenpaar seine Jungen erfolgreich aufgezogen hat.

Nachdem das erste Ei am 17.04. im Nest lag, hat die letzte junge Eule den Kasten am 10.08. endgültig verlassen. Fast 100 Tage waren die Altvögel damit beschäftigt, ihre Brut zu pflegen & zu päppeln.

 

In dieser Zeit wurden cirka 1.000-1.500 Beutetiere eingetragen, vornehmlich Kurzschwanzmäuse wie Feldmaus & Schermaus, aber auch etliche Spitzmäuse, Gelbhals- & Hausmäuse, wenige Ratten & Brandmäuse, 3 Fledermäuse & cirka 30 Singvögel erbeuteten & verbrachten das Männchen & Weibchen in ihren Nistkasten. Berücksichtigt man auch noch die Anzahl der selbsttätig verspeisten  Beutetiere der beiden adulten Schleiereulen, kommt man auf eine Anzahl von fast 2.000 Beutetieren in diesem Zeitraum.

 

Das diese Tiere daher einen nicht unerheblichen Beitrag zur Eindämmung von Wühlmauskalamitäten auf beispielsweise Agrarflächen leisten können, liegt somit klar auf der Hand.
Der Nutzen dieser Art auf Höfen in Dorflagen war der Bevölkerung schon in früheren Zeiten bekannt & im Gegensatz zu Uhu & Waldkauz, war die Schleiereule seit jeher von vielen Menschen akzeptiert & als Helfer auf dem Hof im Kampf gegen Mäuse gerne gesehen. Daher boten Häuser in früheren Zeiten mit dem sogenannten Uhlenloch im Giebel, dieser Art einen Zugang zu Fortpflanzungsstätten auf Dachböden etc.

Die Renovierung dieser Gebäude & die Vernichtung der Zugänge auf Dachböden & Scheunen, war der Anfang des drastischen Rückgangs dieser wunderschönen Art in allen deutschen Bundesländern.

 

Noch heute sind diese Tiere auf die Zugänglichkeit von nutzbaren Brutstätten angewiesen, da Bruten in natürlicher Umgebung wie Baumhöhlen oder Felsnischen im Prinzip in Deutschland nicht mehr vorkommen. Die Art hat sich als Kulturfolger so sehr an die Nähe des Menschen gewöhnt, dass dessen Ablehnung derer, der Art heute zum Verhängnis wurde.
Dabei gibt es keinerlei Gründe die Tiere abzulehnen, denn weder verschmutzen sie Hof oder Garten, noch sind diese aggressiv oder verbreiten Krankheiten. Das Gegenteil ist der Fall, denn diese Eulenart hilft Euch bei der Reduzierung von Nagetieren auf Eurem Hof & im Umfeld.

Leidglich die Geräusche bei der Balz bzw. den bettelnden Jungtieren stellen eine Geräuschquelle dar, deren Akzeptanz aber in der Regel schnell eintritt, wenn man diese anmutigen Tiere beim Anflug des Kastens in der Abenddämmerung beobachten kann, bzw. den besonderen, vollkommen geräuschlosen kreisenden Balzflügen über dem Brutstandort beiwohnt.

 

Es spricht auch nichts dagegen, wenn in Nistkästen Kameras installiert werden, da dort eine sehr innige Beziehung zu den Tieren durch Dauerbeobachtungen aufgebaut werden kann, bzw. Zeiträume für Beringungen anhand der Videos sehr genau bestimmt werden können.


Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass solche LiveCams gerade in Schleiereulenkästen eine ungeheure Anziehungskraft & Wissbegierigkeit bei den Nutzern auslösen. Es entwickelten sich bei diesen hier genannten Eulen regelrechte Fanclubs, die täglich die neuesten Videos anschauen wollten & dadurch sehr viel über die Biologie dieser ansonsten sehr heimlich lebende Art, in Erfahrung bringen konnten.

 

Nachfolgend stelle ich einige Videos der Jungenaufzucht ein, die durchaus spektakulär sind.

 

Als letzte Anmerkung noch eine wichtige Info. Eine der jungen Eulen, die jüngste von allen, musste aus dem Nest entnommen werden. Einige Tage mit geringem Beuteeintrag sowie der deutlich größeren Geschwister führten zu einer rapiden Schwächung der kleinen Eule. Zwar ist die Biologie der Art darauf ausgerichtet, jüngste oder schwache Jungtiere auch aufzugeben & als Futterquelle für die anderen Jungtiere zu nutzen, jedoch entschied ich in diesem Fall die Entnahme & Verbringung der Jungeule zu Familie Heindel nach Reddern. Die Art ist nach wie vor stark bedroht & steht in Brandenburg auf der Roten Liste in der Kategorie 1, also vom Aussterben bedroht. Hier zählt daher noch jedes Tier & das die Entscheidung richtig war, zeigte das die Elterntiere in den nachfolgenden Tagen nach der Entnahme auch wieder sehr viele Beutetiere eintrugen & das entnommene Jungtier nicht relevant als Nahrungsüberbrückung dienlich gewesen wäre. Die schwache Jungeule erholte sich schnell in der Auffangstation & konnte Anfang August ebenfalls in die Freiheit entlassen werden.

 

Alle anderen 3 Jungeulen wurden von uns beringt & können so auch bei einem Wiederfund identifizier & zugeordnet werden.

 

Viel Spaß bei der Betrachtung der Videos. Wer mag hinterlässt gerne einen Kommentar unter dem Beitrag oder teilt den Link gerne an Freunde & Bekannte. 

 

Sebastian

 

Text & Fotos, sowie Videos © Sebastian Fuchs

Eines der schönsten Fotos unserer jungen Eulen. Alle 4 schlafen dicht beieinander, in der Mitte hinter dem Ei, die kleinste Eule, welche wir später entnommen haben, bevor sie verstorben wäre.
Eines der schönsten Fotos unserer jungen Eulen. Alle 4 schlafen dicht beieinander, in der Mitte hinter dem Ei, die kleinste Eule, welche wir später entnommen haben, bevor sie verstorben wäre.

 

 

Anfangs füttert nur das Weibchen die Jungen, während das Männchen außerhalb auf Jagd geht & die Beute in den Kasten einträgt. Würde in dieser Zeit das Männchen abhanden kommen, wäre die Brut nicht erfolgreich fortsetzbar. Bei uns hat aber alles geklappt.

 

 

Das Weibchen hudert die Jungen natürlich noch. Damit ist gemeint, dass diese noch gewärmt werden, egal welche Temperatur im Kasten herrscht. Die Jungen sind in diesem Alter noch nicht fähig, selbstständig eine Thermoregulation durchzuführen. Generell sind Schleiereulen extrem Hitzetolerant & vertragen ab einem gewissen Alter wirklich hohe Temperaturen in den Kästen. Ein Video dazu folgt weiter unten. Was die Art nicht verträgt sind feuchtkühle Witterung & starker Frost. Schleiereulen verfügen über kaum Körperfettanteile & sind damit an warme, bis heiße Regionen hervorragend angepasst. Deutlich sieht man wie das Weibchen kleine Fleischstücke aus der Beute beißt & dem Jungtier unter sich verfüttert.

 

 

Obwohl im Kasten viele Beutetiere liegen, tragen die Alten weiterhin Futter ein. Eine gute Strategie für schlechte Zeiten, z.B. wenn Dauerregen oder Sturm die Nächte schwierig für eine Bejagung gestalten. Erstaunlich welch große Happen die Jungeulen bereits verschlingen können :-)

 

 

Ein weiteres Video das in Erinnerung bleibt. Das Männchen trägt eine noch lebende Langschwanzmaus ein. Selten geschieht das, da die Beutetiere in der Regel direkt durch einen Genickbiss getötet werden. Das große Eulenküken ist sichtlich verwundert über dieses zappelnde & wohl auch quiekende Beutetier, was an deren Reaktion auch deutlich erkennbar ist. Auch das Männchen ist irritiert, da keines der Jungen wie sonst üblich, das Futter übernimmt. Auch bemerkenswert der Größenunterschied der Jungeulen, ausgelöst durch den versetzten Schlupf mit einem Abstand von bis zu 2 Tagen je Küken.

 

 

Immer wieder werden auch echte Brocken eingetragen, wie hier eine der größeren Schermäuse. Davon werden wohl mehrere Jungeulen satt. ;) Die Jungen sind jetzt auch schon deutlich zu hören & trillern & piepsen ganz erfreut, wenn im Kasten Action stattfindet. Aber häufig trillern sie auch während des Dösens so vor sich hin.

 

 

Hier haben wir das geschwächte Jungtier & das verbliebene unbefruchtete Ei entnommen. Schnell & unauffällig ging die Prozedur von Statten & kurz danach gabs auch wieder Futter von den Euleneltern, siehe nachfolgendes Video.

 

 

Zu dieser Zeit brachte über mehrere Tage nur noch das Männchen Futter in den Kasten. Das Weibchen war verschollen, tauchte aber zwischenzeitlich 2x wieder auf. Danach aber war nur noch das Männchen im Kasten mit der Übergabe der Beutetiere zu sehen. 

 

 

Die Jungeulen verschlangen Unmengen Mäuse & täglich konnte man zuschauen, wie sie wuchsen. Gierig & futterneidisch gehts jetzt auch häufig um das Recht des Stärkeren.

 

 

Ein kleiner Zeitsprung. Die jungen Eulen sitzen nun auf ihrem Hinterteil, gerne mit dem Rücken irgendwo angelehnt & das Weibchen ist wieder da, verbringt die Tage durchaus mit den Jungen im Kasten. Die Kopfbewegungen sind typisch für Eulen. Damit visualisieren sie Dinge genauer, aber nicht nur mit den Augen, sondern auch mit den Ohren, dem empfindlichsten Organ dieser Vogelart. Das Gehör der Schleiereule ist elementar für die Tiere, denn sie jagen viel mehr mit dem Gehör, als mit den Augen. Eine Schleiereule hört die Maus im hohen Gras & könnte gar vollkommen blind erfolgreich auf Jagd gehen. Der Gesichtschleier fungiert dabei wie eine Radarschüssel & lässt Beutetiere über ihre Geräuschgebung sicher durch die Eulen orten & schlagen. Faszinierend!

 

 

Aller Anfang ist schwer. Total niedlich  wie die kleinste Eule einen echten Purzelbaum schläft beim ersten Flügelstrecken.

 

 

Die Jungen wachsen rasant & sehen langsam aus wie richtige Schleiereulen. Futter ist genug da & zwar soviel, dass manchmal gar keiner die angebotenen Mäuse abnehmen möchte. Alle satt.

 

 

Auch ein interessantes Video. Die Jungen beginnen das Futter untereinander zu verteilen. Im Moment kein Futterneid & wohl von allem genügend da. Immer noch alle satt.

 

 

Erste Flugübungen & Scheinsprünge. Im Kasten wirds jetzt langsam wilder. Das Männchen schleppt eine Maus nach der anderen Nacht für Nacht heran.

Die Chaoten im Kasten sind jetzt nicht mehr zu bändigen. Sehen schon aus wie ihre Eltern, aber sind ein vollkommen chaotischer Haufen.  Das Weibchen lässt sich gar nicht mehr blicken. Nur das Männchen bringt reichlich Futter an den Kasten. Die Jungen lungern jetzt nur noch am Einflug herum & warten auf die Futterübergaben.

 

 

Eulen machen manchmal komische Dinge. Hier schläft eine der Jungen, wie ein Säugetier in voller Länge am Boden. Die hat keine Macke oder dergleichen sondern ist einfach nur müde :-)

 

 

Es sind leider nur noch 2 Jungtiere. Das Älteste  kam nach seinem 1ten Ausflug aus dem Kasten nie mehr zurück & ist sehr sicher verloren gegangen. So eine Eule ist jeden Tag, bei jedem Ausflug vielen Gefahren ausgesetzt. Katzen, Marder, andere Greifvögel, Stromleitungen, Straßenverkehr....es gibt viele Möglichkeiten für ein schnelles Ableben dieser kleinen Eulenart.

 

 

Ich mag diese Videos, weil man das sieht, was man sonst nur gehört hat. Hier kommt das Männchen mit Beute in den Kasten...& lockt danach das Jungtier damit aus diesem heraus. Beide Jungeulen fliegen bereits aus dem Kasten & häufig wieder hinein. Die Nacht verbringen sie im Baum vorm Kasten & lassen sich dort füttern.

 

 

Es wird Zeit das sie gehen. Die Zeit wird anstrengend für das Männchen, denn die Jungen sind derartig kratzbürstig mittlerweile. Aber es ist einer der letzten Abende, an welchem das Jungtier im Kasten verbleibt. Es ist fast geschafft & wenn man dieses Video sieht, empfindet man das auch als notwendig. 

 

 

Es ist geschafft. Der Kasten ist leer. Sichtlich irritiert kommt das pflichtbewusste Männchen hinein & sieht......Nichts. Man scheint ihm die Ratlosigkeit nach nunmehr fast exakt 4 Monaten richtig anzumerken. Aber ganz ehrlich: ich gönne es ihm. Und ich bin froh das er die gesamte Zeit schadlos überstanden hat. Das er die tausende Beutetiere in den wohl auch hunderten Flugkilometern ohne zu Schaden zu kommen überstanden hat.

 

Wir werden sehen ob er im Winter auch noch den Standort hält & es im kommenden Jahr ggf. zu einer neuen Brut kommt. Wenn dem so ist, werdet auch Ihr es erfahren.

 

Danke fürs Zuhören. Hiermit endet die Geschichte von den Krausnicker Schleiereulen.

sebastian

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Kommentare: 3
  • #1

    Susann Fischer (Dienstag, 19 August 2025 21:41)

    Es war sehr spannend die Schleiereulen zu beobachten. Danke das du das möglich gemacht hast.

  • #2

    Rosemarie Scheller (Dienstag, 19 August 2025 21:52)

    Ich liebe ihre Geräusche. Und bin froh durch die Kamera Einblick in das Verhalten dieser wunderschönen Eulen zu bekommen. Danke!!!

  • #3

    Peter Seitz (Dienstag, 19 August 2025 22:32)

    Vielen Dank, dass wir teilhaben durften.
    Nicht nur wir hatten Spaß daran, sondern auch unsere Enkel waren schwer begeistert.
    Die Qualität der Videos war perfekt.