Kahnfahrt im Hochwald

Ein Saum aus Schneebeere umfriedet die alte Kannomühle. Dies ist, neben der Roten Heckenkirsche, die einzige Futterpflanze des Kleinen Eisvogels im Spreewald, der hier ganz sicher auch noch vorkommt. Wer wohl den ersten Nachweis für dieses Gebiet bringt?
Ein Saum aus Schneebeere umfriedet die alte Kannomühle. Dies ist, neben der Roten Heckenkirsche, die einzige Futterpflanze des Kleinen Eisvogels im Spreewald, der hier ganz sicher auch noch vorkommt. Wer wohl den ersten Nachweis für dieses Gebiet bringt?

 

 

Anfangs noch sonnig, teils bedeckt, aber bei milden Temperaturen trafen wir uns, wie auch schon in den Jahren zuvor, am Kahnhafen Neu Zauche, unweit der Kannomühle.

Nachdem wir eine Absage von der Bäckerei erhielten, aber keiner so wirklich ohne Kaffee & Kuchen an diesem Sonntagnachmittag die Kahnfahrt verbringen wollte, fanden sich dann Dank einiger Kurzentschlossener mehr Obstkuchen ein, als wir es wohl jemals bei unserer gemeinsamen Fahrt hatten. Danke  nochmals an die fleißigen Aushilfsbäckerinnen.

 

Geruhsam fuhren wir durch das Saggeifließ & den Peterkanal, betrachten den rabattierten Erlenforst, an dessen Säumen & Lücken sich bereits überall vor Energie & Kraft strotzende Ulmen zeigen. Jede Lücke, durch welche auch nur ein klein wenig Licht den Boden erreicht, wird durch Naturverjüngung besetzt.

Man sieht es uns an, wir haben Spaß an einem gemeinsamen Ausflug in netter Runde.
Man sieht es uns an, wir haben Spaß an einem gemeinsamen Ausflug in netter Runde.

 

 

An der Schleuse, nördlich des Großen Geheges, machen wir erste Rast & der Chef selbst übernimmt das Schleusen. Zuvor sind wir an den verbliebenen alten & urigen Ulmen, Eichen & auch Erlen vorbeigefahren, die mitunter seit über 100 Jahren die Ufer hier am Großen Fließ säumen & genau das ausmachen, was den Spreewald kennzeichnet, eine naturbelassene, stille & mystische Wald-Wasser-Landschaft.

 

Boote gleiten unter dem Baldachin des Blätterdaches durch glitzerndes Wasser & die Sonne durchbricht an einigen Tagen das Blätterdach & hier & da taucht man als Besucher wirklich ab, wie in einer Traumwelt. Heute allerdings zeigt sich die Sonne nicht mehr & leichter Niesel setzt ein. Aber selbst dieses Wetter trübt eine Kahnfahrt im Spreewald nicht. Im Gegenteil, denn die Polenzschänke hinter den knorrigen Eichen & Kastanien lässt bei diesem Wetter die Seele schweifen & auch die Gäste auf dem Kahn fangen an zu überlegen, wie es wohl damals, zur Entstehung des ältesten Gasthauses im Spreewald, hier wohl aussah....

 

Ob die Wiesen wohl noch total bunt waren? Hunderte von Schmetterlingen auf diesen flogen? Kornweihen & Birkhühner, Große Brachvögel & Sumpfohreulen in den sanft bewirtschafteten Flächen noch alljährlich ihre Brut großzogen? Und der Schwarzstorch hier allgegenwärtig war & dicht beieinander in mehreren Paaren brütete?

JA, all das traf zu & ist durch historische Aufzeichnungen von Faunisten & Biologen, aber auch Dichtern & Lyrikern belegt.....

Vitale, nur so vor Energie strotzende, von alleine aufwachsende neue Bäume, wie Stieleiche, Flatterulme, Esche, Birke, Schwarzerle & Spitzahorn.
Vitale, nur so vor Energie strotzende, von alleine aufwachsende neue Bäume, wie Stieleiche, Flatterulme, Esche, Birke, Schwarzerle & Spitzahorn.

 

 

Nachdem wir nun nordöstlich, entlang des Fontane Weges fuhren & abermals fantastische Baumriesen an den

Ufern stehen sahen, die glücklicherweise noch keine Nummer trugen & zur Fällung gekennzeichnet sind, gelangten wir auch an einigen Freiflächen vorbei, die in den Vorjahren durch Sturmereignisse, Phytophthorabefall oder menschlichen Eingriff aufgelichtet wurden. Keiner der Mitfahrgesellschaft konnte sich der unglaublichen Naturverjüngung entziehen & jeder war erstaunt über die massive, eigenständige Wiederbegrünung durch heimische Gehölzarten. Diese werden in Zukunft die stabilsten Waldgemeinschaften bilden, die der Spreewald zu bieten hat & damit Dürre, sowie auch überwasserreiche Phasen vollkommen mühe- & schadlos überstehen.

Denn im natürlichen Wettkampf gilt das Recht des Stärkeren & lediglich die am schnellsten wachsenden, also auch am intensivsten wurzelnden Bäume behaupten sich & streben empor zum Licht. Durch diese natürliche Selektion, setzen sich nur die vitalsten Individuen durch & geben ihre Gene in ihren Samen an nachfolgende Generationen weiter.

 

Beim künstlichen Aufforsten von Wäldern wird auch genetisch schwachen Bäumen die Möglichkeit gegeben, sich konkurrenzfrei zu entwickeln & schafft somit instabile Forstkomplexe, deren genetisch schwache Dispositionen dann  auch in zuvor stabile Waldgesellschaften gebracht werden. Auch Krankheiten wie die Erlen-Phytophthora werden so an Standorte quer durch Europa verbracht, an welche der Pilz auf natürlichem Wege durchaus nie gelangt wäre. Auch im Spreewald ist anzunehmen, das die Einschleppung dieses Pilzes durch künstliche Anpflanzung von Erlen erfolgte.

 

Aber auch hier weiß die Natur sich zu helfen & wenn man diese nur machen lässt, werden sich die Erlen durchsetzen, die natürliche Resistenzen gegen den Erlen-Pilz besitzen, solange der Mensch nur nicht dazwischen funkt, denn selbstverständlich sind in der aktuelle aufkommenden Naturverjüngung (wie auf dem Foto zu sehen), auch überall kleine Schwarzerlen auszumachen, sodass keine Spreewälderin & kein Spreewälder Sorge haben muss, dass die Erle aus dem Waldbild unserer schönen Heimat verschwindet.

Nette Menschen, angeregte Gespräche...es war wieder eine schöne Zusammenkunft.
Nette Menschen, angeregte Gespräche...es war wieder eine schöne Zusammenkunft.

 

 

Die letzte Rast & immer noch guter Laune fand am Kannowehr statt.  Tief beeindruckt & das trotz alljährlichen, durchaus mehreren Fahrten in diesem Gebiet, waren die meisten Teilnehmer & das vor allen von der Kraft die die Natur in sich trägt, sich selbst zu regenerieren, wenn man sie denn nur lässt.

 

Der Spreewald steht vor neuen Herausforderungen, durchaus den schwierigsten seit der Kultivierung des Menschen, denn der drohende Mangel an Wasser von bis zu 50-70% ab dem Jahr 2030, wird ALLE Spreewälder zu einem Umdenken zwingen müssen.

In Vorbereitung dieser Zustände, welche auch für den Naturraum dieser Wasserlandschaft große Probleme bringen wird, sollten wir zumindest dem Wald die Möglichkeit geben, sich selbst anzupassen, denn im Gegensatz zu den Feuchtwiesen, Mooren & Sümpfen, hat der SpreeWALD Chancen, das auch vollkommen eigenmächtig & kostenfrei zu tun. Der gesundeste Wald wächst im Prinzip, ohne auch nur 1 Cent ausgeben zu müssen & selbstverständlich, darf der Mensch diesen auch in angemessenem Umfang nutzen dürfen, egal ob zu Erholungs- oder Wirtschaftszwecken. Ein adäquater Holzeinschlag schadet keinen gesunden Wald & schafft durch die Auflichtung stetig neue Flächen für eine Regeneration.


Von künstlich bewässerten Zirren in Erlenrabatten, sollte wir uns aber zu Zeiten von Wassermangel verabschieden, denn diese Methodik ist nicht nur unrentabel, sondern schlichtweg nicht mehr zeitgemäß, wenn parallel darum gekämpft werden muss, überhaupt noch die Fließe & Hauptströme im Spreewald zu erhalten.

 

Alle Fotos im Artikel ©Sebastian Fuchs